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Lifestyle Messe tendence – vom Wandel in der Konsumgüterbranche

Die tendence 09 verursacht nur noch Abbau- Geräusche. In allen Hallen der Messe Frankfurt klappert und klimpert es. Fleissige Hände aus aller Welt lassen die vielfältigen Inszenierungen von Lifestyle langsam verklingen.

Die kleine Schwester der weltweit größten Konsumgütermesse ambiente hatte ganz sicher eines Ihrer schwierigsten Jahre – doch das war den Messeverantwortlichen nie anzusehen. Die FAZ bemühte in Ihrem Artikel die gesamte Lebenszeit der Messe seit dem 13. Jahrhundert, um Ihren schleichenden Untergang zu verdeutlichen. Damals hiess sie noch Herbstmesse und auch wenn der Name im Untertitel erhalten blieb, konnte man sich das bei den hochsommerlichen Temperaturen kaum noch vorstellen.

Messen sind unheimlich verdichte Orte in Zeit und Raum. Die Menschen, egal ob Aussteller, Besucher oder Personal, atmeten auf dem untersten Energielevel. Die Hitze tat Ihr übriges und kochte so manches Mal die Emotionen hoch.

Dennoch: die FAZ hat zutiefst Unrecht.

Wenn die tendence überhaupt irgend etwas war, dann das Zeichen einer neuen Zeit, die bereits begonnen hat. Neben dem Rückgang von ca. 800 Ausstellern und einem Besucher- Minus von ca. 25% kamen über 300 ganz neue Firmen.
Neben der totalen Frustration und Enttäuschung in einigen Hallen und bei einigen Ausstellern, gab es unverblümte Euphorie bei vielen Anderen. Eine Hochstimmung, die so enorm war, daß die überraschten Aussteller keine Worte mehr dafür fanden.
Neben dem Rückgang von Besuchern aus dem Ausland, fanden plötzlich wieder mehr hochwertige Händler aus Deutschland Ihren Weg zur Messe.

Wer die absoluten Zahlen sieht, könnte das Bild der FAZ bestätigen. Wer vor Ort war sieht etwas ganz anderes. Die Differenzierung der Märkte in Premium und Discount tritt in Ihre letzte Phase. Die Welt wird zu einem einheitlichen globalen Markt und verlässt nationale Territorien. Premium ist überall Premium, Discount überall billig. Die gleichen Produkte in einem deutschen, amerikanischen oder chinesischen Haushalt. Aber nicht nur das: es sind oft sogar die gleichen Gründe für den Kauf.

Produkte, die alle wichtigen Markenwerte erfüllen, feierten Hochstand. Auswechselbares – selbst wenn es nur diesen Anschein hatte – verlor an allen Fronten.
Der Frust, der sich oft an denen auslud, die am Nächsten waren, den Messeverantwortlichen, hatte einen viel tieferen Grund: das eigene Gefühl der Ohnmacht und der Überflüssigkeit.

Ohne den Artikel noch unendlich auszudehnen: alleine die verdeckte Intensität dieser Messe spricht für den Strukturwandel. Die tendence ist auf dem Weg, von einer Produktschau zu einer wichtigen Markenmesse der Konsumgüterbranche zu werden. Das ist Ihre Chance. Während das Pendant in Paris Design feiert, kann Frankfurt das Markengeschäft forcieren. Bei der Tradition ein naheliegender Weg.

Und die tendence war noch etwas: der Beweis für die massive Rückkehr der Werte und das Ende der „Geiz ist Geil“ – Ära. „Shoppen mit Sinn (Werte) und Verstand (Qualität)“ sozusagen. Werte sind nämlich noch viel geiler und passen auch besser zu uns Menschen.

[Disclaimer: Wir arbeiten sowohl für die Messe, als auch für eine Reihe Hersteller, einen wichtigen Verband und das führende Branchenmagazin. Mit anderen Worten: einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden liegt uns am Herzen – dort wo die Werte wohnen.]

PS: die Oberflächlichkeit und Verantwortungslosigkeit so einiger „Qualitäts- Medien“ nimmt MIR die Worte

2 Gedanken zu „Lifestyle Messe tendence – vom Wandel in der Konsumgüterbranche

  • Destruktive Artikel der Medien sind wir ja mittlerweile gewöhnt.
    Was ich nicht verstehe – die ganze Peripherie Frankfurts profitiert von der Messe – da sollte man doch den ein oder anderen positiven Aspekt mal suchen.
    Diese waren, wie bereits beschrieben, durchaus zu finden.
    Die Kundenbesucher waren zwar relativ gering an der Zahl, aber dafür kompetent und kauffreudig.
    Es gilt hier bei Ausstellern, wie bei Besuchern: Qualität geht über Quantität….

    Beste Grüße
    Heidi Hübner

  • Eine wunderbare Analyse des derzeitigen Messegeschehens. Zur Zeit lohnt ein differenzierter Blick, reine Zahlenspiele und Verallgemeinerungen bringen nichts. Es gibt in der Tat auf mehreren Messen einen deutlichen Schritt zu mehr Qualität bei den Ausstellern und bei den Messeständen. Und es gibt viele Messebauunternehmen, die der Krise mit noch mehr Kreativität begegnen und den Aussteller in ihrem Wandlungsprozess unterstützen.

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