Die Facebook Strategie
(Achtung: hier geht es um die Strategie von Facebook – suchen Sie eine Strategie für Facebook?, dann empfehle ich: Einstieg Social Media Strategie, Profi Social Media Strategie, Gestaltung von Facebook Seiten, Werbung auf Facebook oder das Stichwort Facebook mit allen Beiträgen zum Thema.)
Vom Studienbuch zur Weltherrschaft
Die Strategie von Facebook, wie heute verkündet, ist allzu offensichtlich. Das Unternehmen möchte die Power von mittlerweile 500 Millionen Nutzern bis in’s Letzte ausquetschen und das Internet förmlich in sich aufsaugen.
Facebook hat verstanden, daß Kommunikation die wichtigste Triebkraft für die Nutzung des Internet ist und nicht wie üblich angenommen die Information. Kommunikation unter Menschen dreht sich um den Bekanntenkreis, den Sozialen Graphen. Den besitzt Facebook bei einer halben Milliarde Menschen. Nun sollen sich die Inhalte des Web dem unterordnen und in eine nahezu endlose Facebook- Datenbank fliessen, anstatt im weltweit vernetzten Web zu bleiben.
Starker Tabak.
Die neuen Funktionen und Ihre Bedeutung
(nach der Übersicht von Jeremiah Owyang)
Graph API
Funktion: Ein neuer Standard im Web für die Kommunikation im Sozialen Graphen.
Bedeutung: Alle Aktivitäten können auf meinen Bekanntenkreis zurückgeführt und auf Facebook dargestellt werden, nicht nur die innerhalb Facebooks. Als Ergebnis könnte Facebook in Zukunft an jedem Ort Empfehlungen meiner Bekannten („Facebook-Freunde“) anzeigen (Ambient+Mobile Web). Web- und Real Life Tätigkeiten verschmelzen im Sozialen Graphen.
Wichtiger noch: e-Mail, der mit Abstand wichtigste Internet- Dienst, wird in der Variante 2.0 nur noch von Facebook angeboten. Viele Plattformen für Webmail werden ein Problem bekommen. Merke: Was 2.0 ist, ist auch 1.0 und ein bischen mehr.
Social Plugins
Funktion: Die von Facebook bekannte „I Like“ Funktion (die es auch schon in den normalen Sprachwortschatz geschafft hat.) kann in alle Webseiten und einzelnen Inhalte eingebunden werden.
Bedeutung: Das „I Like“ meiner Freunde wird zum Wegweiser im Netz, mehr noch: der Soziale Graph wird zum Redakteur der Inhalte im Internet. Was in der Zeitung dem Redakteursteam obliegt, erledigt im Netz der Bekanntenkreis.
Für den einzelnen Nutzer wird das „I Like“ zum schnellen Lesezeichen- Service im Web 2.0. Ein Klick und die Information bleibt gespeichert.
Für Facebook entsteht das weltweit größte Verzeichnis menschlicher Interessen – und – der Veränderungen dieser.
Social Bar
Funktion: Leichte Einbindung von Web 2.0 Funktionen a’la Facebook in jede Webseite. Mein Bekanntenkreis und seine Meinung ist immer dabei.
Bedeutung: Einerseits können Internetseiten direkt sozial werden, denn der gesamte Kanon der Facebook- Nutzer inkl. der Ihnen vertrauten Funktionen ist einfach einzubinden. Andererseits gehören alle Daten Facebook und können für das Unternehmen nur beschränkt genutzt werden. Diese Funktion bietet sich für Seiten kleiner und mittlerer Unternehmen an, die auch Facebook intensiv nutzen.
Docs.com
Funktion: Microsoft Dokumente können jetzt über Facebook im Bekanntenkreis genutzt werden.
Bedeutung: Im Wesentlichen geht es um die Konkurrenz zu Google Docs und den Markt der Online- Text- Programme. Nachdem Microsoft im Web 1.0 viel Boden verloren hat, versuchen sie nun dank Ihrer Partnerschaft mit dem größten Google- Konkurrenten aufzuholen. Auch wenn Facebook damit in den Markt der klassischen Anwendungen geht, bleibt fraglich, wer das braucht.
Der Kampf ist eröffnet
Konnten wir früher den Kampf zwischen Web und klassischen Medien beobachten, verlagert sich die Arena deutlich zur Auseinandersetzung zwischen Web 1.0 und Web 2.0. Facebook öffnet sich zum Web und tritt damit demonstrativ gegen Google an.
Dabei beherrscht Facebook das Schlachtfeld, denn es ist ihr Territorium. Zunächst. Denn so, wie der Soziale Graph Facebook gehört, so gehört das offene Web Google. Je mehr Facebook sich öffnet – und das müssen sie, wenn sie das Web beherrschen wollen – desto mehr laufen sie in ein riesiges Datenschutzproblem. Das klingt nach einem technischen Problem, ist aber vielmehr ein Menschliches. Meine Daten gehören mir persönlich und nicht einmal meinem Bekanntenkreis. Ein Dilemma, aus dem Facebook nicht ohne radikales Umdenken herauskommt. Dieses Umdenken ist aber nicht Teil Ihrer Struktur. Facebook wird das nicht können. Platz also für neue Spieler.
Für Unternehmen wird nun überdeutlich, wie wichtig das Engagement im Social Web ist. Wenn sie weiter die Zeit verschlafen, werden sie an Facebook genauso wenig herumkommen, wie jetzt an Google. Das ist Risiko und Chance zugleich. Wer wird sie wirklich nutzen?
Man kann nur immer wieder an den ersten Satz von O’Reilly erinnern, damals, als er den Begriff Web 2.0 in die Welt brachte: Who owns the data? Darauf kann es nur eine Antwort geben: Ich besitze meine Daten, sonst niemand. Auch nicht Facebook. Mal schauen, wann Facebook das lernt. Wahrscheinlich erst, wenn es zu spät ist.
Nachtrag: Eine hervorragende Übersicht zu den technischen Hintergründen findet sich bei MRTopf.
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