Zeigt das iPhone5 Apple’s Zukunft?
Zur Abwechslung mal wieder eine Meinung zum Techmarkt: Haben wir gestern die Zukunft von Apple gesehen?
Ist die Frage nach dem Presse-Event, daß weltweit gebloggt wurde, überhaupt berechtigt? Die Meinung aller Orten: technisch einfach nicht mehr vorne, Evolution statt Revolution, enttäuschend. Die technischen Spezifikationen der Konkurrenz sind – obwohl älter – besser. Wirklich Neuerungen wurden nicht präsentiert. Oder wie ich irgendwo auf Twitter gelesen habe: „Es ist…. ein Telefon.“
Nun, die Frage ist zunächst berechtigt, denn kein Produktlaunch von Apple wurde mit so hohen Erwartungen verbunden, wie die Vorstellung des iPhone5, des „letzten Meisterwerks von Steve Jobs“. Ein Handy, daß signifikant das Bruttosozialprodukt eines Landes mit 300 Mill. Einwohnern erhöht.
Bodenlandung. Unsanft.
Die Kommentare bei Mashable sprechen die deutliche Sprache völlig enttäuschter Nerds. Plötzlich erscheint das Nokia Lumia 900 mit Windows8 sexy.
ABER.
Es gibt auch Dinge, die dafür sprechen – also daß man die Zukunft Apples sehen konnte. Vielleicht nicht mehr als der große Disruptor der TechMärkte – die soooooo super innovativ auch nicht mehr sind – sondern schlicht als der größte Entertainment- Konzern der Welt. Ein Unternehmen, daß jetzt Produkte für viele baut, statt für wenige.
Das ursprüngliche Ziel, die Gründungsvision von Apple, war Computer für alle (und nicht nur für eine Kerngemeinde). Diesem Ziel ist Apple extrem nah gekommen, in einer Zeit, in der auch Musikspieler Computer sind.
Ich denke wir haben drei interessante Dinge gesehen, drei Märkte, die jeder für sich spannend sind und die sich Apple als nächstes vorgenommen hat.
Vorher aber noch ein anderer Punkt: Was wir gestern vor allem gesehen haben war der ewige Traum des Steve Jobs: perfektes (german) Engineering! Die Besessenheit der Ingeneure bis in das letzte kleine Detail; die nahtlose Integration von Hardware, Software und Service in ein einzigartiges Nutzererlebnis. M.a.W.: saubere Arbeit, die man fühlen kann. Das war, ist und bleibt Apple. Und ist einiges mehr, als andere Unternehmen vorzeigen können. Kompromißlose Qualität.
Nun zu den wichtigen, _neuen_ Dingen. Die Vorstellung {sic!} hatte einige Schwerpunkte, denen mehr Zeit eingeräumt wurde:
– Mobile Spielkonsole: nicht zufällig zeigt Apple ein Spiel, wie es vor wenigen Jahren nur auf hochgezüchteten Rechnern lief. Mit genau den Bildern, die damals gezeigt wurden: voll-realistische Spiegelungen auf Rennwagen, flüssiges Echtzeit- Gameplay, sogar Echtzeit-Realismus im Spiegel des Boliden und dann noch zu zweit gleichzeitig spielbar. Nintendo, Sony, Microsoft bitte warm anziehen.
– 1-2-Foto: Kann man ein winziges Objekt(iv) länger und ausführlicher besprechen, als Apple gestern? Saphir Freunde! Saphir! Und dann die Software… Die Golden Gate Bridge auf riesigem Screen, geschossen mit dem iPhone, Begeisterung bei denen, die direkt davor saßen – kein Pixel weit und breit! Wozu brauche ich die Canon noch?
– Navigation: Wir nennen es „echtes Turn-by-Turn-Navigation“. Mehr muss man nicht sagen. Dazu ein paar coole Extras wie das Echtzeit- Rendering von Fotos in 3D Aufnahmen. Ein Navi- Interface wie es Google Maps, jedenfalls nach den Informationen der Präsentation, derzeit nicht bieten kann.
Fassen wir zusammen:
Keine echte disruptive Innovation. Ok. Häkchen dran. Dafür:
Der Frontalangriff auf drei sehr lukrative Märkte, mit Produkten, die Ihrem Premiumanspruch gerecht werden und genau das ansprechen, was auf den Smartphones im realen Leben am meisten gemacht wird. Mit Ausnahme des Social Networking – aber die Facebook- Integration war permanent sichtbar, wenn auch nicht extra erwähnt.
Apple ist in der Welt angekommen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
PS: Noch nie wurden die Mitarbeiter von Apple so stark einbezogen.
Bildquelle: Auftritt der ehemals heftigen Alternativ-Rocker The Foo Fighter vor dem Logo von Apple – Livestream von The Verge bei 11:43:15 AM PDT.
Ein Blick dahin, wo Apple wirklich Innovatives zeigte: bei der Eroberung von Märkten.