Vertrauen und Innovation
Zahlen, die aufrütteln und direkt zum Nachdenken anregen sollten: Das Vertrauen sinkt. Ganz allgemein und rund um die Welt. Dieses Objekt Vertrauen ist ein Wert und hat einen Wert, sogar einen Geldwert. Ein emotionales, ein soziales und ein wirtschaftliches Gut.
77% der Menschen kaufen Angebote, denen sie vertrauen. Fehlt das Vertrauen, verzichten 51% gleich ganz auf den Kauf. (Was ein interessantes Bild auf 49% der Deutschen wirft, denen das wohl egal ist.) Die Zahlen stammen aus dem Trust Barometer der PR-Firma Edelman. Vertrauen ist hier auch ein Arbeitsfeld. In diesem Jahr widmen sie sich dem Zusammenhang zwischen Vertrauen und Innovation.
Die Krise in Zahlen
Beiden geht es nicht gut. Also kann man guten Gewissens von einer Vertrauens- und einer Innovationskrise sprechen, 33.000 Befragte in 27 Ländern:
- 51 Prozent der Meinungsführer gehen Veränderungen zu schnell
- der Vertrauens-Index sank in einem Jahr um signifikante 7 Prozentpunkte auf 50%
- Rückgang des Vertrauens: in Unternehmen -12%, selbst in NGO -10% und Medien -9%
- in vielen Bereichen vertrauen Deutsche deutlich weniger, als die Welt (Fracking: 21 zu 47%; Cloud Computing 30 zu 55%; Fitnesstracker 33 zu 59%), obwohl
- der Technologiesektor die Branche mit dem höchsten Vertrauen ist.
- CEOs verlieren weiterhin an Glaubwürdigkeit, nur 28%, 9 Prozentpunkte Rückgang
Obwohl das Vertrauen in Deutschland allgemein geringer ist, hängt unser Land bei einem Trend deutlich hinterher:
„Weltweit haben Internet-Suchmaschinen (64 Prozent) in diesem Jahr zum ersten Mal die traditionellen Medien (62 Prozent) als glaubwürdigste Quelle abgelöst. Auch soziale Medien und Unternehmenspublikationen gewannen deutlich an Vertrauen (jeweils plus drei Prozentpunkte auf 48 bzw. 47 Prozent).“ Edelman Trust Barometer
In Deutschland steht es (noch): 66 : 47. Also 66% vertrauen traditionellen Nachrichten und Informationsmedien und 47% vertrauen Internet-Suchmaschinen.
Der Zusammenhang
Die Deutschen sind per se skeptisch, aber wenn 57% der Menschen glauben, daß Produkte unfertig auf den Markt kommen, dann muss man schon hellhörig werden. Die vielen Flops bei Innovationen der letzten Jahre, haben also nicht nur mit gesättigten Märkten zu tun. Gleichzeitig wundert es nicht, wenn so das Vertrauen in die Unternehmen sinkt. Zudem ist „Vertrauen“ auf sozialer Ebene einer der Grundwerte jeder Marke. Man kann sollte von Wertvernichtung sprechen, die meist auf Gier zurückzuführen ist: zu schnelles Wachstum, mehr als die Märkte und die Organisation hergeben. Je mehr sich das Misstrauen durch Erfahrung festigt, desto geringer werden Innovationen per se bewertet. Innovationen sind aber der wichtigste Treiber für Wachstum. Ein gefährlicher Kreislauf. Hier sollte man die Vertrauenswerte für CEO’s s.o. nochmals ins Gedächtnis rufen.
Es gibt noch einen anderen Zusammenhang. Die Studie verweist auf die signifikante Verknüpfung von Vertrauen in einer Gesellschaft und der Offenheit für Innovationen. Entwickelte Gesellschaften verlangen demnach wesentlich mehr Aufmerksamkeit, Gründlichkeit und – ja – Achtsamkeit bei Innovationen.
Die Lösung:
„Sie [die Unternehmen] müssen aktiv zuhören und das Feedback der Kunden in Produkte oder Dienstleistungen integrieren.” Susanne Marell, CEO von Edelman Deutschland
Social Media hat also endgültig in die Unternehmenswirklicheit durchgeschlagen. Der Hinweis gilt eben nicht nur für digitale Medien, sondern für die Arbeit der Unternehmen selber. Wer vor Jahren mit dem Thema begann, dem dürfte es nicht schwer fallen, den Hinweisen zu folgen.
Anbei die komplette Infografik zur Studie auf Klick (und hier die Präsentation):
Quellen: Bilder und Zahlen aus dem Trust Barometer, der Studie zur weltweiten Entwicklung von Vertrauen der PR-Agentur Edelman via Pressemitteilung von Edelman vom 20.01.2015.