Marken Welten

Blog über Kommunikation, Mensch, Technologie und Organisation

Marken Welten
Strategie

Vertrauen – ist der Anfang von Allem

„- Two thirds of people don’t trust newspaper articles.
– 62% of adults in 20 countries trust companies less than they did a year ago
– Trust in government is even lower.“

Alarmsignale. Wenn in der (prof.) Kommunikation etwas nicht funktioniert, wird oft an den Maßnahmen gedoktert. Das ist zumeist richtig, verfehlt aber die Wirkung, wenn der Boden fault.

Nehmen wir die Werbung. Ein Teufelskreis der letzten 15 jahre: Emotion wurde zum Hauptträger der Botschaft. Die Idee war gut, allein – diesen Kampagnen wohnt ein verführerischer Satan inne, „die Oberfläche“. Man rutscht so schnell in das, was wir Werber Lametta nennen, daß über die Zeit der Inhalt, die Substanz verloren gehen. Wenn Werbung immer mehr darauf getrimmt wird, zu erregen, vergessen dessen Macher, daß mit der Erregung auch eine Befriedigung einhergehen muss. Die Unglücksformel lautet: grundsätzliches Mißtrauen + emotionale Erregung + fehlende Befriedigung + zunehmende Oberflächlichkeit = komplettes Abschalten. Das ist menschlich verständlich, ja notwendig. Desto mehr stürzten sich die Leute auf Kampagnen, die noch Inhalte anzubieten scheinen, wie z.B. Dove.

Nun scheint es, daß diese Oberflächlichkeit die ganze Gesellschaft erreicht hat. Wirtschaft und Politik ergehen sich in Scheinmaßnahmen, die bürokratisch bearbeitbar sind, oder für die Medien taugen. Im gleichen Maße, indem ein ganzes System so funktioniert, wird es immer schwerer Rückgrat zu beweisen. Da diese Stabilität als Grundlage für Inhalte immer mehr fehlt, sind die Ergebnisse immer desaströser. Mitten im Debakel erscheint Obama. Diese Männer gab es schon immer, aber jetzt werden sie förmlich nach oben gespült.

Haben sich jemals so wenige Menschen für Davos interessiert wie jetzt? Ich denke nein. Und der Grund ist Vertrauen:

„It can no longer be Moses from the mountaintop.“ You have to inform your employees and enable them to blog, for they’ll talk anyway. Communication moves from messaging to informing the conversation, he said. If one can trust companies — only 29% do. Government is worse; only 27% trust what they say.“

Offensichtlich stehen wir vor einem Scherbenhaufen, einer Gesellschaft der Schlagworte. „Sonderkommando Preis“ textet Karstadt unfreiwillig daneben. Man folge dem Link, um das Ausmaß des Erschreckens zu verstehen. Genauso schlagartig reagiert aber auch die Gesellschaft.

Nehmen wir Hr. Mehdorn. Der Abgleich von Namen und Adressdaten zwischen Mitarbeitern und Lieferanten, um mögliche Korruptionsfälle zu identifizieren, ist noch lange kein Abhörskandal. Das Verbot, interne Dokumente öffentlich zu stellen, kein Verbrechen. Scheinbar nimmt sich Niemand mehr Zeit, auch nur den kleinsten Kontext zu prüfen, bevor die große Glocke geschlagen wird.

Ja, der CCO muss auch sagen können: nein, wir lassen das stehen, aus dem und dem Grund. Schuld trägt nicht nur der Sender, sondern auch die Empfänger, die bewusst oder unbewusst falsch interpretieren! Wenn ein New Yorker die Stadt Memphis Scheisse findet, so muss er das sagen dürfen, ohne gleich einen Skandal auszulösen. Es ist seine persönliche Meinung und die nahezu aller New Yorker. Es ist ehrlich. Auch oder gerade wenn der globale Riesen- Kunde in einem Kaff residiert. Ich habe meinem Ex-Arbeitgeber auch gesagt, daß man keine Produkttests für ein globales Angebot im Coburger Kindergarten machen kann. Es ist nun einmal so.

Denn ohne Ehrlichkeit gibt es kein Vertrauen. Und wer das abstraft, DER gehört an den Pranger! Sind wir so verdammt Kritikunfähig geworden? Ist das die furchtbare Dekadenz unserer Gesellschaft?

>> via Davos Diary: Jeff Jarvis on The Lack of Trust und Edelmann: Trust Barometer

Ein Gedanke zu „Vertrauen – ist der Anfang von Allem

Kommentare sind geschlossen.