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Hautnah: Bomb(d)ay

Oder warum das Wort „Bürgerjournalismus“ reiner Unsinn ist.

Schneller & Authentisch – so lässt sich der Beitrag des Internet zu den Geschehnissen in der Welt beschreiben. Der Focus schreibt in einem Artikel über die Ereignisse auf Twitter, Flickr und Youtube während des Überfalls in Mumbai / Bombay.

„Die Terroranschläge in Indien waren gerade erst passiert, als es schon die ersten Informationen im Internet dazu gab … Augenzeugen schilderten ihre Eindrücke nahezu live im Netz – noch bevor Fernsehsender und Journalisten überhaupt vor Ort waren.“

Spannend sind zwei Punkte:

Zum Einen müssen Augenzeugen nicht redigieren, überdenken, zusammenfassen und interpretieren. Sie erleben einfach. Sie fotografieren, kommentieren oder lassen Ihren Eindrücken einfach freien Lauf. Während die klass. Medien das Geschehen des Tages oder des Monats zusammenfassen und so jede News Ihren Stellenwert im Ganzen bekommt, können all die Livestreams im Internet eine ungeahnte Nähe schaffen.
Wie dicht ich mich „heranzoome“ hängt von meinen Interessen ab. Ich bestimme das Thema und seine Wichtigkeit. Wenn mir die Rezepte von Weihnachtsstollen wichtiger sind, als der nächste Terroranschlag – dann ist das meine Wahl.
Ich kann verstehen, wenn Journalisten das nicht verstehen. Schon der Ausdruck „Bürgerjournalismus“ trifft das Publizieren im Internet in all seinen Facetten nicht annähernd. Es ist eben Kommunikation und nicht Information. Also sind die Reaktionen aus den professionellen Schreiberstuben nur ein Ausdruck von Ignoranz und Arroganz gegenüber dem Medium und seinen „Nutzern“. Menschen sind nicht die Chefredakteure Ihres Lebens! Sie sind Partner, Eltern, Freunde, Kollegen oder einfach nur sie selbst.

Zum Anderen sollte uns genau das den Unterschied zwischen beiden Medien zeigen. Die klass. Medien haben Ihre Aufgabe in der Gesellschaft. Diese Aufagbe ist wichtig und gut.
Die neuen neuen Medien – und damit meine ich alle die neuen Medien im Internet wie Weblogs und Twitter – haben Ihre Aufgabe im persönlichen Leben der Nutzer. Auch das ist wichtig und gut.
Beide profitieren voneinander. Das Ärgerliche ist nur, daß die Blogger sich die klass. Medien zu Nutze machen, während diese nur einen verächtlichen Blick „nach unten“ auf alle Webschreiber haben – die doch irgendwie auch ihre Leser sind.

Die meisten Weblogs sind persönliche Journale, wenige erreichen den Status von Massenmedien. Wenn sie das aber tun, agieren sie auch wie Massenmedien. Diese Ausnahme von der Regel der Weblogs, sollte meine These bestätigen. Da die neuen FAZ Blogs sozusagen „in der Mitte mit Tendenz zum Massenmedium“ liegen, können sie sich das gleich mal hinter die Ohren schreiben zum Start merken.

via Focus: Flickr, Twitter & Co. – Terror-Augenzeugen im Internet