Marken Welten

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Notizen

Schlüsselnotiz – die Apple Keynote 2014

One more thing.

Nur ein Ding. Bin ich AFB? Ja, irgendwie bin ich ein Apple-Fan-Boy, und ein Android-Fan-Boy bin ich auch. Würde ich die beiden miteinander vergleichen? Nein, wozu? Kommen wir zu etwas Wesentlichem.

Alle Welt wartete gestern auf The Next Big Gamechanger (NBG) von Apple. TCook hatte diese Erwartungshaltung provoziert, eine historische Veranstaltung für Apple, sagt der CEO. So war es auch aufgebaut. Erinnerungen an einen historischen Ort zu Beginn, nicht nur für Apple. Erinnerungen an eine Welt, die sich von den 70igern bis heute fundamental geändert hat. So wie Apple selbst, sie waren irgendwie immer mit dabei.

Und also gab es diesen NBG, nur nicht so wie erwartet.

Apple macht nix zufällig. Schon gar keine historischen Veranstaltungen. In den letzten Jahren waren Produkte besonders gut, die im Anschluß an eine Keynote zerrissen wurden, v.a. wenn die Berichter etwas verwirrt wirkten. Zu Apple Pay wurde bisher wenig geschrieben, zur Apple Watch sehr Negatives. Sie ist hässlich, liest man. Nix wirklich Innovatives, heisst es überall.

Wen interessieren Produkte? Letztlich schrieb ich einem Journalisten auf Twitter, daß Apple keine Hardware-Firma ist. In der Zeit heisst es heute wieder: „Hardware ist nicht mehr alles“.
Gut, ein kleiner Fortschritt lässt sich aus der Headline herauslesen. Aber: es geht nicht nur nicht um Produkte, es geht vor allem nicht um Technik. Apple ist ein Technologie- Konzern. Der Unterschied ist so gewaltig, daß sich Medienarbeiter mit den beiden Begriffen dringend mal beschäftigen sollten.

Warum geht es nicht um Produkte? Apple hat endlos viele vorgestellt. Hier ein bisschen größer, da ein bisschen kleiner, immer ein bisschen schneller. Hinter jedem Produkt stecken endlose weitere Technologien und Innovationen. Die Entwicklungsumgebung für die Apple Watch, um nur Eine kurz zu erwähnen. „Billions of Features“, „To much for this day“, „This is a Plattform“. Es geht noch nicht mal mehr um Funktionen. Zu viele. Zu viel von allem. Zwischen all den Superlativen, fallen die kleinen, interessanten Zeilen. „Thats just it“ – ein kurzes „Bling“ ertönt und bestätigt den Zahlvorgang. Ein Vorgang von ca. 1 Sekunde. Dahinter stecken gigantische Netzwerke von Technologie und Verträgen.
Am Schönsten aber vielleicht, eine Firma einzuladen, die irre Spielesoftware macht und sich „Super Evil Megacorp“ nennt und deren super niedliche Wesen auf einer „Evil Engine“ laufen. Auch das eine Botschaft einer Apple Keynote.

Mit einer kurzen Bewegung des Handgelenks bei McDonalds bezahlen, zum BMW zurück finden, „Whole Foods“ einkaufen, das Hotelzimmer aufmachen.
Was für eine gigantische Liste an Marken hat Apple da versammelt – hinter sich versammelt, um genau zu sein. Wer am „Digital Age“ noch zweifelt, alleine in diesen zwei Minuten der 2 stündigen Keynote war es zu sehen, das vollvernetzte Zeitalter. Wen interessiert da noch die Bildschirmgröße eines iPhone?

Aber wen interessieren Produkte, oder Funktionen? Die „Selbstverdatung“, ein Irrläufer des digitalen Zeitalters? Es war eine Keynote, eine Schlüsselnotiz. Dafür darf man nicht auf das Schauen, was früher ein Appleevent ausgemacht hat. Steve ist tod (und er ist doch immer dabei). One more thing. „Please, alle people from Apple stand up.“

Das Zeitalter des „i“ ist vorbei. Vielleicht ist das „i“ auch zu stark geworden? Es heisst nicht iWatch oder iPay. Apple ist wieder da. Ein neues Apple. Der Aufbau der „Note“ macht es deutlich.
Die Veranstaltung beginnt mit einem Trailer. Eine Ehrung, ein Markentempel, für alle, die „different“ sind, die „different“ auf die Welt schauen, die nicht in Bahnen leben, sondern in Visionen, die, jeder für sich, an einer besseren Welt bauen. Noch bevor irgendjemand auf die Bühne kommt, beginnt der Vormittag mit der Marke. Sie steht am Anfang. Alle danach sind Ihre Diener. Bei allen Hyperlativen – wenn es um die Marke geht, werden sie ruhig und bescheiden.

Es endet mit einem Netzwerk-Push. Ein Musikalbum, „unser persönlichstes Ever“, geht im Bruchteil der Sekunde an eine halbe Milliarde Menschen. Der Traum jedes wahren Musikers. „Du auch“, so steht’s im Namen der Band. Ein weisses Albumcover mit handschriftlichen Notizen drauf, ist an die Wand gepinnt. Es wirkt so schlicht und bescheiden, wie ein Cover nur wirken kann. „Alles, was ich verloren habe, kommt zurück. … Zur schönsten Melodie, die ich jeh gehört habe.“ singt Bono.
Das Album – ein Jahrzehnt nach den Diskussionen um Napster – pro bono. Es heisst Songs of Innocence, unschuldige Lieder, Lieder über die Unschuld. Ein winziger Hauch weht ins Paradies. „SoI“ steht auch für „Sphere of Influence“. Was du tust, kannst du kontrollieren. Damit kannst du andere beeinflussen. Was aber damit geschieht, kann niemand kontrollieren. Ein starkes Bild für Apple, die Marke.

 

SoI

 

„For all of you, who see things different.“ Man könnte auch sagen, „die ein Ding anders sehen, als nur als Ding“. Hardware ist nur ein Ding. Apple ist nicht mehr „i“, sondern Apple vernetzt die Welt. Cook ist nicht Jobs, Cook ist eine Küchenfee. Die gute Seele der Küche. Die Küche aber, das ist die Marke. Ort & Idee komplett vereint.
Indem sie sich gestern offen der Welt zeigte, in Ihrer ganzen Macht, hat sie begonnen, Verantwortung zu übernehmen. Apple ist jetzt we. Ein echter NBG. „We thought about all centuries and cultures, what „measuring time“ means.“, so der Chefdesigner.

Die Antwort? Stop measuring, just send a heartbeat, der ultimate Song of Innocence.

Welcome back, Apple!

 

Bildquelle: Thumbnails aus dem Suchergebnis der Google-Bildersuche zu Sphere of Influence.