Fallstudie Weblog für kleine Unternehmen
Das beste Beispiel für den Einsatz des Web 2.0 in kleinen Unternehmen findet sich ohne Frage bei Kirstin Walther, Inhaberin des Saftblogs und der Kelterei Walther, In einfachen und klaren Worten beschreibt Fr. Walther die Anfänge und den Verlauf des Bloggens, sowie die Vorteile und den Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens.
Hier die Mitschrift des Video- Interviews:
– ungeplanter Start des Weblog, der Start des Frosta- Blogs war Beispiel und Anregung
– früher Start mit dem Bloggen war ein Glück, dadurch Verbreitung
in vielen Weblogs, die sich mit dem Thema Web 2.0 beschäftigen
– wenig Erwartungen am Beginn, dadurch auch die Leser gefragt, wodurch sich von Anfang an ein Dialog ergab
– mehr Kunden online, als mit stationären Kunden im Bezug zum Ladengeschäft
– am Anfang zwischen 50-100 Besucher auf dem Blog am Tag
– wegen der einfacheren Abwicklung einen Shop eingerichtet, der von selbst wuchs (statt umgekehrt)
– Einfluß nicht nur aufs Online- Geschäft, sondern vor allem den Bekanntheitsgrad der Marke
– durch das Bloggen selber gab es viel PR in den Fachmagazinen (Interesse an Technologie als PR Botschaft an sich, das ist für viele Branchen möglich)
– keine zusätzlichen Maßnahmen, ausser: zum Test kleine Anzeigen mit Link auf Blogeinträge (inhaltliche Werbung); Blogadresse auf den Produkten (Thema: „Hinter die Kulissen der Kelterei“)
– alles in allem hat das Blog einen großen Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung -> Verdopplung des Umsatzes von 2006 bis heute
– größter wirtschaftlicher Effekt: Einfluß auf die Händler durch die sehr positive Mund-zu-Mund-Propaganda (indirekte Ergebnisse)
– also stärkerer Einfluß auf das B-2-B Geschäft, als auf den Direktverkauf
„Man muss Lust haben, mit seinen Kunden zu kommunizieren“
„Offen sein für Kritik und Lust dazu“
„Das Interesse für Hintergrundinformationen der Branche ist da“
Kirstin Walther
– Weblog und B-2-B: Händler freuen sich über Informationen, die sie weitergeben können
– Twitter: neues Medium, Sie brauchte ein paar Monate, um das Medium zu verstehen
– Twitter ist geeignet um Interessenten, mehr noch als Unternehmen, zu binden
(aber kein Telefon- Twitterer, „zu aufwendig“)
– Twitter hat sehr praktische Werkzeuge inzwischen, um z.B. relevante Beiträge
zu finden
– Twitter ist auch ein Lerntool, z.B. sind bei den Amerikanern sehr interessante Beispiele
zu finden (siehe „Wholefoods„)
– bei Fragen zum Saft kann man wieder ausführlichere Blogbeiträge verlinken
– dank Twitter zum ersten Mal einen PR Beitrag in der SuperIllu, die im
Osten Deutschlands viel gelesen wird
„Web 2.0 wird in Unternehmen stattfinden, auch wenn sie es nicht nutzen“
Kirstin Walther
Ergänzende Fragen von mir:
Wie erfolgreich waren die Anzeigen?
Wird oder gibt es weitere Aktivitäten in den Social Networks geben (Xing, Facebook, Wer kennt wen)?
Wieviel Zeit kostet der Einsatz von Blog und Twitter? Wie ist das Aufwand / Nutzen- Verhältnis?
Zum Abschluß noch das Video selber:
Danke, lieber Michael für Deine Erwähnung. Ich hoffe, Du bist nicht böse, wenn ich für zwei der Fragen (erste und dritte) einfach einen eben geposteten Kommentar im Ursprungspost beim Media-Treff verwende. Kopiere ich eben mal hier rein und hoffe, daß es genügt.
„Meßbarkeit… Wie fange ich an? Zunächst einmal würde ich mich gern darauf festlegen, daß unser Erfolg natürlich nicht ganz allein auf das Blog zurückzuführen ist, wohl aber auf den Kundendialog, der mit dem Blog erstmalig mit großer Reichweite geführt werden konnte. Diesen Fakt finde ich fast wichtiger, weil alles, was bei uns zu Erfolg und somit auch Wachstum führte, hatte mit Kunden zu tun, die uns “im Dialog” auf diese Ideen brachten. Hätte der Dialog nicht stattgefunden, dann… Daran möchte ich gar nicht denken.
Kunden brachten uns die Saftbox, die wir nur noch weiterentwickeln mußten. Und es waren ebenfalls Kunden, die verhinderten, daß wir Aroniaprodukte aus dem Sortiment nehmen, weil sie bis dahin keine Rolle spielten – auf der Renner/Penner-Liste ganz unten standen. Diese beiden Alleinstellungsmerkmale waren somit schon vor dem Saftblog da, aber steckten noch in den Kinderschuhen. Das Blog sorgte dafür, daß die Informationen “unters Volk” kamen. Hierbei ist die sehr gute Auffindbarkeit eines Weblogs im Vergleich zu gewöhnlichen Seiten von großem Belang.
Die Bemerkung zur Verdoppelung der Umsätze hat somit eher mit dem Zeitraum zu tun (2006 – heute). Das Saftblog war eins der wichtigsten Hilfsmittel in Bezug auf virales Marketing und Bekanntmachen der Marke – aber auch später dann für die saftrelevante Pressearbeit.
Vielleicht kommt das sehr unprofessionell rüber, aber was das Messen des Blogeinflusses angeht, legen wir dort sehr wenig Energie rein. Zeit, die ich in diesen Medien verbringe, ist DEFINITIV Zeit mit Kunden und potentiellen Kunden – eine Art Sprachrohr. Deswegen ist mir persönlich das Messen nicht so wichtig, weil ich mir sage: Es gibt einfach keine Zeit bzw. Energie, die besser angelegt wär, als sie mit Kunden und Interessenten zu verbringen – egal in welchem Medium. In keinem Gespräch – und ein Blog zu haben ist nichts anderes – erfährt man wichtigere Dinge, als im Kundengespräch. Wer, wenn nicht der Kunde, weiß besser, was sie anbieten sollten, ändern und verbessern sollten? ER soll die Produkte kaufen. Und dafür gibt es heute wunderbare, innovative und kostengünstige Werkzeuge. Ganz nebenbei baut man eine enge Beziehung auf. Der Kauf eines Produktes hat meiner Meinung nach viel mit Vertrauen zu tun (vorallem im Lebensmittelsektor). Wem vertrauen wir? Menschen, die wir kennen. Wie lernen wir sie kennen? Indem wir mit ihnen im Gespräch sind, sie respektieren und ihnen Achtung entgegenbringen. Ganz einfach!
In Bezug auf unseren bundesweiten Internetshop kann ich allerdings sagen, daß dieser fast ausschließlich über das Blog promotet wurde, auch erst “gezwungenermaßen” zwei Monate nach Blogstart eingerichtet wurde, wegen zahlreicher Anfragen. Diese Umsätze sind ontop durch das Saftblog entstanden.
Hmm… Umsomehr ich mich damit beschäftige in diesem Moment: Ich glaube wirklich, daß die einzelne Messbarkeit nicht besonders erheblich ist – es geht um das Gesamtpaket, den Gesamteindruck – um das Sichtbarmachen eines Unternehmens und der Menschen, die dahinter stehen.“
Das heißt, daß wir durch die Anzeigen sicher sofort Effekte was die Blogbesucherzahlen angeht messen konnten, aber nicht, wieviele davon letztendlich kauften und wo.
Nun zur zweiten Frage – Weitere Aktivitäten:
Ja, da wird noch einiges kommen demnächst. Facebook behalte ich im Auge, muß aber zugeben, daß mir das noch etwas suspekt ist, aber ich brauche ja immer etwas länger. Denke aber, daß es wichtig ist, eben weil andere Unternehmen dort viel machen. Bei Xing sammle ich Kontakte, mehr eigentlich nicht.
In Kürze starte ich eine neue Sache, auf die ich schon riesig gespannt bin. Es wird eine Art Netzwerk für Geschäfte, die unsere Säfte führen, sein. Der erste Teil ist schon geschafft. Ein Geschäftefinder, eingebunden im Shop und im Blog – läuft schon. Und erfüllt im Moment die Aufgabe, daß Endkunden Geschäfte mit unseren Produkten in ihrer Nähe finden können. Diese Suche arbeitet mit GoogleMaps, und die Geschäfte sieht man auf der Karte. Jedes gefundene Geschäft hat einen Link zu einer persönlichen Profilseite. Diese wurde von uns mit Anschrift und verfügbaren Produkten „vorgefüllt“, soll aber im zweiten Schritt von den Händlern selbst gepflegt werden. Mit Öffnungszeiten, Angeboten, Informationen über das Geschäft, Bildern usw. Für später wünsche ich mir, daß die Geschäfte vielleicht sogar dort bloggen, um auch in den Genuß dieser Art von Kundendialog zu kommen.
Aber wir planen Schritt für Schritt und werden sicher auch weitere Ideen von den Kunden bekommen.
Angeschlossen ist ein internes Weblog, in dem jeder Geschäftskunde schreiben kann und somit auch mit den anderen Händlern ins Gespräch kommt. Ich werde dort natürlich auch schreiben und auf Anfragen eingehen. Außerdem können an dieser Stelle wichtige Informationen von den Kunden gedownloaded werden. Also ich freue mich schon riesig.
Aber da kommt noch mehr, worüber ich jetzt noch nicht so viel verraten möchte. :-)
Danke nochmal für den Blogpost und entschuldige, daß ich mich manchmal nicht wirklich kurz fassen kann. ;-)
Danke für diesen tollen Case. Frau Walther ist so herrlich authentisch und sympatisch, das muss doch einfach jeden überzeugen.